Etappe 16

Montag, 31.07.2017

Klemens

66,4 Kilometer von Dornstadt nach Memmingen


Auszug der Städte, welche durchlaufen werden:

Dornstadt, Lehr, Ulm, Senden, Vöhringen, Au, Altenstadt, Kellmünz, Heimertingen, Amendingen, Memmingen

Plan:

Morgen heißt es wohl, ganz martialisch ausgedrückt, zu überleben. Das Knie hat sich beruhigt, ich kann es fast ganz beugen und Stiegen rauf und runter gehen. Angelika hat ihre therapeutischen Künste auch noch angewandt, also liegt es einzig an mir, mit Verstand loszulaufen. Ich werde versuchen, ein Tempo zu finden, bei dem ich gut laufen kann und das dann so lange wie möglich durchhalten. Als Belohnung steht Angelika wieder bei VP 4. Für den Notfall hat mir Holger auch einen Kniestrumpf geborgt. Ich denke, damit werde ich starten und schauen, wie lange ich damit durchhalten. Wenn alles nichts hilft, habe ich ja noch ein rosa Kinesiotape, vor dem ich davonlaufen kann. Zugspitze, wir kommen!

Ist:

Hurra, ich lebe noch! Angekündigte Katastrophen finden zum Glück meistens nicht oder nur in abgeschwächter Form statt. Die Spätstarter Gruppe ist heute sehr klein, 5 Mann hoch und ein paar Etappenläufer. Dementsprechend entspannt geht es auch auf die Strecke. Mein Kopf ist ganz beim Knie, wie blöd eigentlich, aber ich spüre eigentlich nichts. Also laufe ich locker drauf los, bergab ist es eher ein Gehen und in der Ebene tatsächlich laufen. Es geht gleich nach Ulm und ich muss sagen, eine wirklich nette Stadt und da wir gestern die europäische Wasserscheide überschritten haben, schicke ich auf der Donau ein paar Grüße nach Wien.
Donau mit Ulmer Dom
Eingang nach Ulm
 Nachdem wir Ulm durchlaufen haben, geht es auf dem Iller-Radweg, ca 40km gerade aus und relativ eben. Bei VP1 ist noch alles gut. Bis VP2 spüre ich mein Knie nur ein klein bisschen, danach wird das Stechen im Knie allmählich ein bisschen mehr. Vor allem wenn ich auf dem Schotterweg schlecht aufsteige oder es bergab geht.
Aber ich kann laufen und somit ist alles groot. Ich arbeite meine Stunden ab und freue mich auf Angelika. Bei VP4 mache ich einen kurzen Stop, setze mich, um meine Schuhe vom Schotter zu befreien, Angelika füllt meinen Trinkrucksack auf und ich bekomme mein gekühltes Schlauchtuch mit Eis. Und siehe da, nach der Sitzpause ist das Stechen im Knie plötzlich viel besser. Es ist immer wieder überraschend, was so alles helfen kann. Also beschließe ich bei jedem VP kurz zu sitzen und meine Schuhe zu leeren und siehe da, das Stechen im Knie verschwindet auf ein Minimum. Guter Dinge geht es also Richtung Ziel, dass Tempo wird sogar noch ein bisserl schneller, schließlich will Mann ja austesten, was geht, es gibt ja noch eine Etappe. Die Strecke führt noch durch die Altstadt von Memmingen, wunderschön, aber ich hatte keine Lust mehr zu fotografieren. Und bei den roten Ampeln gab es nichts zu fotografieren. Nach 68km bin ich im Ziel. Ich laufe gemeinsam mit Manfred und Thorsten Richtung Ziellinie. Als Manfred zu einem Zielsprint ansetzt, überlege ich kurz, meine gefürchtete "Blutgrätsche" aus Fußballertagen auszupacken. Aber sein Energieschub währt nur kurz und so überqueren wir gemeinsam die Ziellinie. 7:04 zeigt die Uhr, bin mehr als zufrieden. Im Ziel erwartet mich Angelika, mit Regenerationssmoothie und Eis. Sie zu sehen und halten zu dürfen, ist für mich heute das schönste Geschenk.
Möchte mich auf diesem Weg bei Tilo, einem Anästhesisten im UKH Meidling bedanken, mit dem ich im Vorfeld besprochen habe, was zu tun und wie es zu tun ist, wenn der Worst-Case eintritt und andere Probleme als muskuläre auftreten. Seine Tipps waren Gold wert. Danke!
Eine Abkürzung, die natürlich nicht genommen wird!



2 Kommentare:

  1. Tapfer durchgehalten. Und das auch noch mit einer beachtlichen Zeit.
    Bravo Klemens und Gratulation!

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  2. Das Ziel ist die Zugspitze, da führt kein Weg daran vorbei. ;)

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