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Donnerstag, 03.08.2017

Angelika & Klemens

24,3 KM von Garmisch-Partenkirchen bis auf die Zugspitze

(„Einfacher“ Aufstieg über Partnachklamm, Bockhütte, Reintalangerhütte, Knorrhütte, Sonnalpin.)

Anmerkung:   Es wird nicht um jeden Preis bis ganz hoch zum Münchner Haus gelaufen werden.


Geplanter Streckenverlauf mit Aufstieg über das Reintal:

Garmisch-Patenkirchen, Olympiaschanzen, Partnachklamm, Bockhütte, Reintalangerhütte, Knorrhütte, Sonnalpin, Münchner Haus (Terrasse Zugspitze)

Plan:

Tja Leute nix  mit einfacher Aufstieg. Im Vorfeld wurde immer wieder diskutiert, wer darf auf die Zugspitze, nur die Einzelläufer, Teams und der Rollerfahrer oder auch die Aussteiger und Wiedereinsteiger dieses Laufes. Aber bei der abendlichen Diskussionsrunde wurde nicht darüber diskutiert, wer hinauf darf, sondern wer denn überhaupt noch auf die Zugspitze kann. Die Startzeiten sind großzügig angelegt 5:00,6.00,7:00 und 8:00 Uhr, jeder wie er glaubt zu wissen was er noch zu leisten vermag. Der Rucksack ist nicht nur mit 2L Flüssigkeit gefüllt, sondern mit jeglichem warmen Outfit für die Zugspitze, denn erfrorene Läufer gab es schon einmal und deshalb müssen wir vorbeugen, auch eine Stirnlampe und Warnwesten sind Pflicht. Bis zur Partnachklamm ist die offizielle Markierung des DLL, dann werden die Beschilderungen verwendet. 10h braucht ein Wanderer für die 20km bis zum Sonnalpin (hier ist dann die offizielle Zeitnehmung beendet) und wer will kann noch 1km bis zur Zugpspitze gehen. Als Abschluss und Höhepunkt dieses Laufes. Klemens ist noch nicht ganz auf der Höhe, aber er hat noch eine Nacht Regeneration. Es wird gehen - freu mich auf den gemeinsamen Abschluss - wie auch immer dieser aussieht.

Ist:

04:30  läutet der Wecker, alles was ich gestern nicht mehr geschafft habe und für Angelika auch nicht mehr machbar war, wird heute erledigt. Also Rucksack packen, Riegel und Gels einpacken und zusätzliches Trinken vorbereiten. Natürlich versuchen wir auch noch unsere Energiereserven aufzufüllen, aber schon beim Gedanken an Essen, bekomme ich einen flauen Magen, aber da muss ich durch, sagen mir auch die strengen Augen von Angelika. Und es ist gut so. Angelika geht noch mit den Hunden, die heute etwas länger alleine sein müssen, ehe wir uns um 5:45 Uhr Richtung Start aufmachen. Mein Rucksack ist voll mit Riegeln, Senior aktiv und Trinken. Um 6:00 fällt der Startschuss zur letzten Etappe, angebliche Gehzeit 10h bis Sonnalpin. Auch meine Eltern sind schon an der Startlinie und schicken Angelika und mich auf die letzten 23km dieses Abenteuers. Zum Laufen hat heute, zumindest in dieser Gruppe, keiner mehr Lust. Die Kapazunder mit Henry, Günther, Bernhard, Jens und Frank starten eine Stunde später. Bin gespannt, wer und vor allem wo wir überholt werden. Angelika und ich wandern, gemütlich plaudernd aber doch mit flottem Schritt, dass kann ich inzwischen, Richtung Partnachklamm, vorbei am Olympiastadion und den
Zieeeeeeeeeh!
Sprungschanzen. Kurz danach geht es auch schon in die Klamm, wildromantisch und wunderschön.
Bis es steil wird haben wir noch einige relativ flache Kilometer vor uns, durch Wald und entlang der Partnach. Auf den Markierungstaflen ist die Zugspitze tatsächlich mit 10h angeschrieben. Aus österreichischer Wandererfahrung weiß ich, dass das maximal 7h sein werden, aber immerhin. Inzwischen lassen sich einige zum Laufen hinreißen, aber

Bockhütte
die Energieschübe dauern meist nur kurz und bringen nicht wirklich viele Meter. Wir gehen unseren Trott weiter und erreichen wesentlich früher als wir dürften die Bockhütte. Pause gibt es natürlich keine. Mein Magen verträgt das Trinken sehr gut und Angelika ist ohnehin stark wie immer. Nach der Bockhütte passieren wir noch die Reintalangerhütte und dann wird das Gelände steiler. 4h ist die Wegzeit bis nur nächsten Hütte, der Knorrhütte. Angelika nimmt diese Angaben gelassen, ich sehe meine Kräfte schwinden, aber wie auch immer, Sonnalpin heißt das Ziel. Nach gut 3h werden wir von Bernhard Munz, einem Starter der 7 Uhr Gruppe überholt und er scheint den Berg hinaufzufliegen, wie wenn er die letzten 18 Tage Regeneration gehabt hätte. Wir schauen bewundernd nach, haben inzwischen schon alle Starter der 5 Uhr Gruppe überholt und sind ziemlich positiv überrascht, als bereits 4h nach Start die Knorrhütte in
Knorrhütte
unserem Blickfeld erscheint. Offensichtlich sind deutsche Wanderer noch langsamer als österreichische.
Vor der Hütte wird kurz Pause gemacht, Angelika und ich teilen uns ein Senior aktiv und dann geht es schon wieder weiter. Ich rechne jetzt noch mit eineinhalb Stunden Gehzeit. Das Getränk liegt mir etwas schwer im Magen, aber manchmal glaube ich, weil es mein Kopf so will. Die Sonne, die bisher ziemlich kräftig geschienen hat, versteckt sich nun hinter einigen Wolken und gleichzeitig wird der Weg wieder flacher. In Summe wir es also angenehmer. Angelika hat noch mehr als genug Kräfte und beschließt schon beim Hinaufgehen, dass wir noch weiter maschieren bis zum Münchner Haus. Zu diesem Zeitpunkt bin ich von dieser Idee noch gar nicht begeistert. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Und als wir nach ca 5Stunden Gehzeit SonnAlpin vor uns sehen, kommen auch meine Kräfte wieder zurück. Angekommen bei der Hütte, hätten wir das "Ziel" beinahe nicht gefunden, aber schließlich entdecken wir doch den ganzen Troß des Deutschlandlaufes und dürfen, gemeinsam, ein unbeschreibliches Gefühl genießen: das Zielbanner in die Höhe zu halten. 5:06 Stunden haben wir für den Aufstieg benötigt. Angelika und ich genießen das Gefühl, gemeinsam diesen Weg gegangen zu sein. Wir bedanken uns bei allen Betreuern für die tolle Unterstützung die letzten 19 Tage und machen uns dann, natürlich zu Fuß, noch Richtung Münchner Haus und Zugspitzgipfel auf. Jetzt sind auch meine Lebensgeister endgültig wieder zurückgekommen. Beim Aufstieg stellen wir beide fest, dass es eine gute Entscheidung war, nicht im
Gänsemarsch mit allen DLL-Finishern nach oben zu wandern. Der erste Teil ein einziges Geröllfeld, zwei Schritte vor und einer zurück und danach sind es doch einige, wenn auch nicht schwere, Felsklettereien am Fixseil.  Aber der Aufstieg lohnt sich, denn wir können am Weg nach oben wieder einen Fuß auf Heimatboden setzen.
Das Münchner Haus selbst ist eine reine Touristenfalle, schließlich kann man ohne einen Schritt zu gehen, auf 2984m kommen. Daher ersparen wir uns den Weg zum Gipfel, da wir mit unseren Trailschuhen absolut overdressed gewesen wären.
Den Abstieg machen wir mit der Gondel, genug gelaufen in den letzten Tagen!
Und auf SonnAlpin warten Jakob, Bernhard und meine Eltern um mit uns auf die letzten 19 Tage anzustossen!
Von oben nach unten wieder ganz nach oben!

11 Kommentare:

  1. Gemeinsam packt ihr das. Freu mich schon auf ein Bild von euch beiden mit Hintergrund Zugspitze.
    Alles Gute.

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    1. Leider ist das Münchner Haus davor, aber das Gipfelkreuz war Luftlinie direkt hinter uns ;) Danke fürs mitfiebern die letzten 19 Tage!

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  2. GRATULATION!
    Wie die Dohlen von der Zugspitze pfeifen, habt ihr es geschafft.
    Hochachtung für diese verrückten Wochen.

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  3. Die sind aber geschwätzig die deutschen Dohlen! Ja wir haben es geschafft und sind überglücklich. Herzlichen Dank, dass du uns in den letzten Wochen begleitet hast.

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  4. Super ihr beiden, gratuliere euch zu dieser tollen Leistung. Erholt euch gut und badet noch ordentlich in euren Glücksgefühlen.
    Ihr seid echt der absolute WAHNSINN.

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    1. Danke fürs Daumendrücken und mitfiebern, wir haben die Energie gespürt. War ein unbeschreibliches Gefühl, gemeinsam ganz oben anzukommen!

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  5. Gratuliere euch Beiden recht herzlich. Dieses Abenteuer kann euch keiner mehr nehmen!!! Hochachtung vor eurem Durchhaltevermögen (Ich hoffe das Daumendrücken hat geholfen ;-)). Liebe Grüße
    Harald von rOunD robin

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  6. Ganz großes Dankeschön für die Glückwünsche. Nachdem wir es von oben nach unten ganz nach oben geschafft haben, hat das Daumendrücken absolut geholfen. Diese Erfahrungen, die wir gemeinsam gemacht haben, kann uns wahrlich niemand mehr nehmen und das ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl!

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  7. Auch ich gratuliere Euch ganz herzlich zu dieser Wahnsinnsleistung. Habe mit Vergnügen und mitleiden euren Lauf mitgelesen. Ich wünsche euch jetzt eine ganz lange und ganz entspannte Regenerationsphase (mit oder ohne Smoothies ;-))

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  8. Danke, es war, ist und bleibt ein unvergessliches Erlebnis, das wir zu zweit erleben durften. Wir sind immer wieder positiv überrascht, wie viele Freunde mit uns mitgefiebert haben. Vor allem diese Erfahrung ist für uns unbeschreiblich und macht uns besonders Glücklich. Die Regeneration

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  9. Danke fürs Mitleiden und Mitfiebern. Es war, ist und bleibt ein unvergessliches Erlebnis für uns zwei. Wir sind positiv überrascht, wie viele Freunde mit uns mitgefiebert haben. Auch diese Erfahrung ist unbeschreiblich. Die Regeneration werden wir ohne Smoothies genießen, mit viel Schokolade und Nutella!

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